Chapter Text
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* Teenagers in Love *
Lieder und Bilder farbig unterlegt im Kapitel.
Weiterführende Links am Ende.
1983 - Schwansen
14. November – Niebuhrstr. 38 b
„Hey, Bela? Wo bist `n du?" Es ist echt angenehm, dass Bela gerade so viel häuslicher ist.
„Hier in der Küche. Haste Hunger? Es gibt Nudeln."
„Cool. Gerne."
Bela setzt mir einen dampfenden Teller vor. Ich sehe auf seinen Arm. Langsam verheilt es, aber eine Narbe ist noch recht sichtbar, wenn man weiß, wo man hinsehen muss.
„Also, ick war heut wieder in Frohnau. Omi meinte, sie hat Heimweh. Sie will zurück nach Hause. Und ... also, ick hab angeboten mitzukommen."
„Du fährst wieder weg?" Belas Miene verschließt sich wie eine Auster.
Ich hole tief Luft. „Komm doch mit."
„Wat soll ick `n da in ...?"
„Sieseby."
„Wo is `n dit überhaupt?"
„In Schwansen."
„In Schwanzen? Hmm, hört sich jut an. Vielleicht komm ick doch mit."
„Mann, Bela. Dit is einfach `n kleener Ort in Schleswig-Holstein."
„War ick noch nie. Is da nich och dit Meer."
„Ja, schon, aber jetz nich direkt an Omis Gartenzaun. Da ist nur die Schlei, aber die is och schön."
„Oh, schade. ... Und wat kann ma da sonst noch so tun?"
„Na, ma sehn wat der Punk uff´m Dorf so macht!"
Er überlegt. „Aber wär et nich besser, wenn wir beede ma gucken, was der Punk hier so macht? Du hast doch jesagt, wir brauchen neue Lieder und ... überhaupt."
Ich ziehe ihn hinüber zu mir auf meinen Schoss. Da er heute seine langen Haare zu einem Pferdeschwanz gebunden hat, küsse ihn in den Nacken. „Komm mit. Bitte."
Er brummt ein „Vielleicht."
„Willste ma mitkommen nach Frohnau, damit de meine Oma kennenlernen kannst?"
Es ist nicht direkt Begeisterung, die sich auf Belas Gesicht spiegelt, aber er nickt.
21. November
„Aber, junger Mann, was ist denn mit ihrer Hose? Hatten Sie einen Unfall?"
Frau Jensen beziehungsweise „Omi", begutachtet mit Laserblick durch ihre Brille meine kaputte Jeans. „Äh, nö."
„Dit kennste doch och von mir." Jan scheint es ein wenig peinlich zu sein, dass seine geliebte Großmutter mich gerade so unter die Lupe nimmt.
„Und die ganzen Ringe an Ihren Fingern. ... Sind sie ein Rocker?", erkundigt sie sich vorsichtig bei mir.
Jan muss so lachen, dass er Schluckauf bekommt. „Och, Omi!" Er streichelt seiner Großmutter über die Schultern und ihr Gesichtsausdruck wird etwas milder.
Ich find`s gut, dass sie es mir ins Gesicht sagt und nicht so hinten rum über mich redet, aber ... leicht wird es mit uns beiden wohl eher nicht.
„Kaffee und Kuchen sind fertig." Jans Mutter scheucht uns vom Flur ins Esszimmer und die Situation entspannt sich ein wenig. „Juliaaaa! Kommst du bitte runter?", ruft sie die Treppe rauf.
Im Esszimmer steht eine sehr festlich gedeckte Tafel und jetzt hab ich noch mehr Schiss, dass ich mich daneben benehm, obwohl ich Frau Vetter echt dankbar für die Ablenkung bin, denn so ein bisschen macht mich Jans Omi nervös. Noch mehr allerdings Gerds Anwesenheit, der mit einer Zeitung am Ende der Kaffeetafel thront.
Aber es ist schön, Julia mal wieder zu sehen, die gerade die Treppe hinunterhüpft.
„Na, du?"
Julia stellt sich vor mich und ist schockierenderweise mit ihren 13 Jahren nur noch einen halben Kopf kleiner als ich.
„Hallo, Bela!"
„Kannste mal uffhören zu wachsen? Du bist ja schon fast so groß wie icke. Willste Jan überholen oder wat?"
Julia stellt sich auf die Zehenspitzen vor Jan. „Krieg ich hin", erklärt sie überzeugt, woraufhin Jan sie durchkitzelt, bis sie sich vor Lachen krümmt und dabei fast einen Stuhl umwirft.
Ein stechender Blick erscheint hinter der Zeitung und sofort lässt Jan seine Schwester los.
Ich setze mich so weit weg von Gerd wie es geht und lande neben Jans Oma. „Danke, Uta. Dit sieht echt lecker aus", sage ich besonders auf Höflichkeit bedacht.
„Das ist ja ein wenig sehr unkonventionell, dass mit dem Duzen." Frau Jensen sieht zuerst mich leicht tadelnd an, dann ihre Tochter.
War wohl nicht so erfolgreich mein Ausflug in den Knigge.
„Ach, Mama, das ist doch heute nicht mehr so ein Problem. In meiner WG haben wir uns doch auch alle geduzt ..."
„Ich bin schon froh, mein Kind, dass du da nicht mehr bist bei diesen ..."
„Hippies, Omi!", sagen Julia und Jan wie aus einem Mund und grinsen sich breit an. Auf einmal muss auch Frau Jensen ein wenig lachen, was die Familienähnlichkeit zwischen den netten Teilen der Familie Vetter-Marciniak enorm betont.
Frau Jensen reicht mir den Marmorkuchen. „Bitte, Herr Felsenheimer!"
Jan spukt fast seinen Kakao über den Tisch.
„Ähm, Frau Jensen?" Sie sieht mich aufmerksam an. Diesen Blick kenn ich irgendwo her und es fällt mir nicht mehr ganz so schwer zu fragen: „Wegen dem Duzen – also dit wär mir ehrlich jesacht lieber und können Sie mich bitte Bela nennen?"
„Also, ... ich kann es versuchen, wenn Sie das möchten, Herr ... Bela!"
„Äh, ja. ... Danke."
Jan beginnt von seinen Abenteuern in London zu erzählen – also, zumindest von den Jugendfreien.
„Also, ich versteh das nicht mit diesem Pank."
„Ganz meine Rede, Schwiegermama", pflicht ihr natürlich sofort der olle Gerd bei.
„Punk, Omi!", versucht Jan ihr zumindest ein paar Basisbegriffe beizubringen.
„Und wegen diesem - Punk! – musstest du jetzt nach England?"
„Nee, wegen Arbeit!"
„Aber die gibt es doch auch hier in Deutschland, mien Jung."
Gerd wirkt, als würde er gleich in Applaus ausbrechen.
„Ja, aber ick wollt halt mal wieder raus."
„Du und deine Reiseleidenschaft. Ich weiß wirklich nicht, von wem du das hast." Frau Jensen seufzt und Gerd nickt so heftig, dass ich hoffe, ihm fällt der Kopf ab.
Ich weiß echt nicht, was ich von diesem Zusammentreffen halten soll und frag mich ernsthaft, was Jan an seiner Oma so mag. Andererseits reagiert Frau Jensen wirklich kein Stück auf Gerds Kommentare – als wäre dieser gar nicht da. Irgendwie wirkt seine anbiedernde Art dadurch noch bizarrer, aber sie wird mir sympathischer.
Nach dem leicht spannungsgeladenen Kaffeetrinken bringen Jan und ich das Geschirr raus.
„Und?" Er sieht mich erwartungsvoll an.
„Na, also, ick weeß nich, ob deine Omi so erbaut ist, wenn ick da mitkomm. Und ehrlich gesagt, ick och nich. Auf dem Gerd-O-Meter ist sie mir etwas zu beliebt."
Jan seufzt. „Mhm. Dit nervt mich och immer, dass der sie so jut findet. Aber ... die kann och janz anders. Willste denn wirklich nich?"
„Wenn dann nur wegen dir, du Arsch." Ich hau ihm mit Schmackes auf den Hintern und genieß sein empörtes Gesicht und den Hauch rot auf seinen Wangen.
„Echt?"
„Mal sehen. Ick versprech lieber nüscht ... Aber ick hab och keen Bock wieder allein in der Niebuhrstraße rumzusitzen."
„Also, ja?" Jan legt seine Arme um mich und sieht mich erwartungsvoll an.
„Ick schein ja nich drum rum zu kommen."
„Yeeesssss!" Jan küsst mich auf die Wange.
„Ick hab noch nicht wirklich ja jesacht, junger Mann."
„Okay."
In dem Moment kommt seine Mutter zur Tür rein. Sie wirft einen erstaunten Blick von Jan zu mir, aber dann räumt sie einfach den Kuchen in den Kühlschrank und geht wieder raus.
„Sach ma, weiß Uta Bescheid über dit mit uns?"
Jan schüttelt den Kopf. „Nee. Eigentlich würd ick`s ihr schon gern erzählen, aber – ick hab keen Bock, dass Gerd ..." Jan beißt sich auf die Lippen und ich will jeden einzelnen seiner üblen Gedanken wegküssen. „Also, wenn de wirklich dabei bist, dann schneid ick dit Thema mal mit meiner Oma an, okay?"
„Na, die wird sich freun." Ich kann die Skepsis nich aus meiner Stimme raushalten.
„Ick mach dit schon."
„Wenn de meinst. Ick geh ma eine rauchen." Ich ignorier Jans leicht angewidertes Gesicht und geh hinaus in den Garten. An ein paar Ästen der Kastanie hinterm Haus leuchten golden noch ein paar von diesen lustigen Blättern. Auf einmal hör ich aus dem gekippten Küchenfenster Jans Stimme.
„... fänd ich`s echt schön, wenn Bela mitkommt", beendet er gerade etwas, dass sich verdächtig nach einem Plädoyer anhört. Bin ich der Angeklagte? Näher kann ich nich an das Fenster ran, denn Jan, der Asket, würde sofort den Rauch erschnuppern. Immer wieder ein Grund für kleine Seitenhiebe seinerseits. Genussvoll ziehe ich an meiner Kippe.
„Ik weet ja nich, Jan, wat dat so en gode Idee is. De Jung kummt mi al en beten unbehabelt vör." Keine Ahnung, was Frau Jensen da für eine Sprache spricht. Klingt eigentlich schon irgendwie deutsch, aber ich versteh außer ik, jung und Idee nich viel. Außerdem klingt Omi im Gegensatz zu Jan nicht sehr begeistert. Hat ich mir schon gedacht. Das haben sie und ich immerhin gemeinsam.
„Aber ... Bela is mein ... Freund."
„Dat weet ik doch, dat ji Frünnen sünd."
Jan holt Luft, ich halt sie an. „Ähm, Omi, also, Bela ist ... mein Freund, wir sind ... naja, also, wir sind zusammen."
Wow. Mutig. Das Outing hatte ich jetzt nicht erwartet und irgendwie bin ich echt stolz auf Jan, dass er vor dieser älteren Dame so zu sich, zu uns steht. Hauptsache, Gerd kriegt nix mit.
Stille. Verdammt lange.
„Er ist mein richtiger Freund. Wir sind verliebt und ich fänd`s echt schön, wenn er mit nach Sieseby kommen könnte."
Jetzt halten wir eindeutig beide die Luft an.
„Nu ... Also, ... Ik do ma so, as wenn ik dat nich verstohn häv."
„Apropos verstohn, Omi, kannste nich hochdeutsch mit mir schnacken?"
„Ach, mien Jung. Fröh hest du dat doch ok verstohn. Na, wenn du meinst. Also, Jan, ich kann, da nicht viel zu sagen. Vielleicht ist es besser, ich tu so, als würde ich nicht verstehen, was du da andeutest. ... Ich bin da gerade einfach zu ... überrascht und bei uns gab`s das damals nicht."
Frau Jensen ist ungefähr 200 Jahre alt und hat beide Weltkriege miterlebt. Also, auch wenn ich ihre Einstellung echt nicht gut finde oder verstehe – damals war das wohl wirklich noch anders.
„Quatsch, Omi. Natürlich gab`s das. Was glaubste denn, wofür der rosa Winkel im KZ gedacht war?"
Hui. Das eh schon unerwartete Thema nimmt nochmal `ne ganz andere Abzweigung.
„Ach, Junge. ... So hab ich das nicht gemeint. ... Die armen Leute damals ... Natürlich ist ein Freund von dir bei mir willkommen. Das weißt du doch und ..." Ihre Stimme wird immer leiser, anscheinend gehen sie aus der Küche.
Nachdenklich drück ich meine Kippe aus. Ich bin mir echt nich sicher, ob ich mit will.
24. November
An einem Novembermorgen erwache ich und Berlin ist verschwunden. Grauer Nebel hat die Stadt verschluckt. Bela neben mir schläft noch selig. Manchmal sieht er trotz seiner schwarzen Wavermähne aus wie ein unschuldiger Engel.
Aus dem Nebelschleier ragen nur ein paar Baumskelette und die S-Bahn besteht heute nur aus leuchtenden Fenstern, die sich wie eine Lichterprozession viel langsamer als sonst an unserem Haus vorbei schieben. Das sind eigentlich die Momente, in denen ich anfange von italienischen Stränden zu träumen, aber – es sieht schön aus.
Schöner ist nur der Anblick neben mir. Ich kuschel mich vorsichtig an Bela. Die Matratze ist definitiv viel zu schmal für uns, aber irgendwie sind wir heute Nacht mal wieder bei mir im Zimmer gelandet, als wir aus dem Risiko gekommen sind. Wir beide sind gerade viel zusammen im Nachtleben unterwegs. Ich länger, er weniger lang und so treffen wir uns momentan perfekt in der Mitte.
Bela neben mir riecht angenehm nicht nach Alkohol. Mit dem Saufen scheint er sich gerade wirklich zusammen zu reißen – und einerseits freut es mich sehr, andererseits will ich ihn nicht einschränken.
Allerdings hat er sich gestern doch was von dem weißen Pulver genehmigt, wenn ich das richtig mitbekommen habe. Aber wirklich beschweren kann ich mich nicht. Das anschließende Gefummel auf der Toilette mit ihm im Sound war ziemlich geil. Ich mag es, wenn mir Bela bei diesen halböffentlichen Nummern den Mund zu hält und das Verbotene daran hat schon so einen eigenen Kick. Da hat Bela mich echt auf den Geschmack gebracht.
Aber damit ist jetzt wohl erstmal Schluss, denn übermorgen geht es mit dem Zug Richtung Schleswig-Holstein. Ich will gerade gar nicht weg, aber hilft wohl nichts. Ich habe es Oma versprochen – und auch meiner Mutter. Außerdem - ein bisschen freu ich mich auch auf die Ecke da oben und Omis kleine Kate.
Ich sehe zu Bela, der friedlich neben mir schläft und dabei den Großteil meiner Matratze belegt. Ich streiche ihm eine Strähne aus dem Gesicht.
Wenn ich ihn doch nur überreden könnte, mitzukommen. Es würde ihm auch mal guttun, aus Berlin rauszukommen, weg vom weißen Pulver. Aber er ist sich einfach nicht sicher und ich kann ihn ja schlecht zwingen. Das muss er schon selber wollen ...
26. November – Sieseby
„Wieso is`n da Stroh auf`m Dach?" Bela stellt die Koffer ab und beäugt Omis Haus kritisch. „Is dit so `n Wikinger-Ding hier, oder wat?"
„Reet. Das ist ein Reetdach, Bela."
„Noch nie gesehen."
„Na, die habt ihr wohl nicht in Berlin." Omi schließt ihre Haustür auf. „Endlich weda to Huus!" Sie freut sich wirklich, wieder zurück zu sein.
„Aber ..." Bela beugt sich zu mir und flüstert: „Deine Omi hat aber schon `ne Heizung und so. Oder?"
„Naja, sie hat einen großen Kachelofen für das ganze Haus. Aber dit is ja nich besonders groß."
„Nich dein Ernst."
„Doch. Deswegen is dit ja och so `n Problem, dass sie hier allein wohnt. Dit janze Holzgeschleppe."
„Wir heizen also mit Feuer, ja?"
„Genau."
Nun strahlt Bela doch ein wenig. „Cool."
Die Fahrt mit dem Zug durch die DDR, über Hamburg und Kiel war mehr als anstrengend und ich heilfroh, dass Bela dabei war, der das ganze Gepäck durch die Gegend gehievt hat, damit ich Omi beim Gehen unterstützen konnte. Ich glaube sie wahr insgeheim auch froh.
Bela lacht viel zu amüsiert los, als ich mir beim Eintreten den Kopf am Türstock anhaue. Omis kleine Kate ist alt und die Leute waren wohl früher kürzer als ich beziehungsweise ich war früher auch kürzer. Autsch.
„Hier, Jungs!" Wir bekommen die Kammer oben im Dachboden, die ich auch schon als Junge in den Sommerferien immer bewohnt habe. Ich liebe dieses kleine Zimmer, aber dort oben ist nur Platz für ein Bett. Hat Omi ihren Frieden damit gemacht, dass Bela und ich ...?
Anscheinend fällt ihr das auch jetzt erst auf. „Jan, vielleicht schläfst du besser unten in der Stube", schlägt sie stirnrunzelnd vor.
„Nö, dit is schon okay, Frau Jensen. Jan und icke schlafen in Berlin och oft zusammen in seinem schmalen Bett."
Ein leises „Oh" entkommt meiner lieben Großmutter, dann dreht sie sich einfach um und humpelt langsam die Treppe runter.
Nach dem Abendessen mit Schwarzbrot und Rührei nimmt sie Bela beiseite. „So, Junge, du bekommst jetzt erstmal vernünftige Kleidung." Sie zieht ihn in Richtung ihres Schlafzimmers und wirft ihm ein paar von Opas alten Sachen zu. Den grauen Wollpulli kenn ich noch und ich weiß auch noch gut, wie sehr der kratzt. Auf den Pulli folgt eine braune Cordhose, die Omi über Belas Arm legt.
„Dit wird echt schick, Bela!" Ich kann es mir nicht verkneifen. Er tritt mir gegen das Schienbein und wendet sich dann wieder Omi zu: „Vielen Dank, Frau Jensen. Aber dit is doch nich nötig."
Als Bela mein schlecht unterdrücktes Kichern hört, wirft er mir hinter Omis Rücken noch einen Blick zu, der auch einen gestandenen Wikinger getötet hätte.
Es folgen noch ein gelber Friesennerz und ein paar dicke Gummistiefel. Auch wenn Bela es noch nicht weiß, er wird sie brauchen.
1. Dezember
„Ähm, Bela? Also, ick ..." Es macht mich ein klein wenig schüchtern, weil ich einfach nicht weiß, wie er das findet. Deswegen halte ich ihm einfach das selbstgebastelte Ding vor die Nase.
„Wat is `n ditte?" Argwöhnisch begutachtet Bela den Zweig, an den ich aus Butterbrotpapier zusammengeklebte Säckchen gehängt habe.
„Kennste keen Adventskalender?" Ich drehe den Ast um, so dass die Zahlen zum Vorschein kommen.
„Oh ..." Seine kritische Miene weicht einem Strahlen. „Haste denn extra für mich zusammen gefriemelt?"
„Ja und Nein."
„Aha."
„Der is nämlich für uns beide. Ich hab die ungraden Zahlen und du die geraden."
Andächtig starrt Bela auf den Zweig. „Heißt dit, dass da heute für mich schon wat drin is?"
„Genau, du Schlaumeier."
„Cool." Jetzt strahlt er wirklich und seine hellgrünen Augen sind wie tanzende Lichter. Er zieht mein selbstgemaltes Bild aus dem Säckchen mit der Nummer 1, sinkt auf den Stuhl hinter ihm ohne seine Augen von dem Bild zu nehmen.
„Dit ... dit sin ja wir beide – am Wasserfall in Kreuzberg", flüstert Bela ganz andächtig.
Ich lehne mich über seine Schulter, lege meine Wange an seine. Wir beide sehen echt schön aus zusammen. „Danke. ... Dit is..." Als Bela zu mir aufsieht, schimmert es verdächtig in seinen Augen.
Ich geh in die Knie und lege meine Hand so wie auf der Zeichnung an seine Wange und auf einmal ist meine Kehle viel zu eng.
4. Dezember
„Kann ich Ihnen die Einkäufe tragen, Frau Jensen?"
„Ist schon in Ordnung, Bela! Ich kann das selbst machen. Meine Hüfte ist schon viel besser."
„Aber das macht doch keene Umstände ..." Ich greif nach dem Korb, kurz zieht sie daran und ein Hin und Her entsteht, aber dann lächelt sie dankbar und ich trag ihr den Korb pfeifend über den Wochenmarkt hinterher.
„Sind das ihre Enkel, Frau Jensen?", fragt die Frau hinter dem Stand, an dem Jans Oma ein paar Zweige wegen irgendeiner Barbara kauft.
„Nur der Große." Dann zeigt sie auf mich. „Das ist ... sein Freund."
Jan und ich sehen uns an, denn es ist nich klar, wie sie das jetzt genau gemeint hat.
6. Dezember
Jan hackt seit einer Stunde draußen Holz. Inzwischen hat er schon seine Jacke ausziehen müssen, weil die Sonne echt ordentlich Wumms hat heute Mittag. Fuck, ich lieb es, wenn er so rote Wangen hat und ihm seine Haare verschwitzt ins Gesicht hängen. Sein Pulli dampft in der kalten Luft. Bei mir dampft auch einiges.
Anscheinend spürt er meinen Blick auf sich, denn er sieht zu mir hoch. Ich werf ihm durch das kleine Fenster unserer Dachkammer eine Kusshand zu und er strahlt.
Ich öffne das Fenster. „Ick find ja, dass de bitte sofort ma hier rauf kommst, wenn de fertig bist mit dem doofen Holz."
„So?" Er zückt seine Augenbraue, aber ich seh genau, dass er weiß, was ich mein.
Gepolter auf der Treppe.
„Hier bin ick!"
„Dit ging ja ma fix." Ich halt Jan mein heutiges Adventskalenderdings entgegen.
Er sieht auf den Zettel, den ich gemalt hab und runzelt die Stirn, stutzt. „Is das `ne Rute?" Er sieht zu mir hinüber und hebt eine Augenbraue.
„Jenau", erwider ich fröhlich. „Und wat macht man damit, mein Schatz?"
„Kinder versohlen. Find ich gar nich jut. Außerdem war ich voll brav dieses Jahr, im Gegensatz zu d..."
Ich zieh ebenfalls eine Augenbraue hoch und seh ihn so lange an, bis er wegguckt. Genau, Jan.
„Also, eigentlich hatt ick dit anders gemeint, weil ... Ick dachte, du magst das vielleicht."
„... `ne Rute? .... Oh. ... Mhm." Seine Wangen werden leicht rot. War das jetzt ein Volltreffer oder total daneben?
„Also, ick hab manchma gemerkt, dass de ziemlich drauf reagierst, wenn ick deine Hände mal `n bisschen grober festhalte, wenn wir ..."
In Jans Augen passiert etwas, dass ich als Begehren lese. Lag ich wohl doch nich so daneben mit meinen Beobachtungen. Oder?
Mehr als Knutschen passiert aber nich am Abend im Bett. Schade.
9. Dezember
„Na, Ihr beiden? Kommt ihr denn zurecht mit dem Teig?", fragt Omi aus dem Wohnzimmer. Wir haben darauf bestanden, dass sie sich in ihrem Lehnstuhl vor dem Ofen ausruht. Das beruhigende Knacksen der Glut ist bis hier zu hören.
„Ja, klar", rufe ich hinüber in die Stube und zeige dann mit dem Nudelholz auf Belas Kunstwerke, die er freihändig mit einem Messer aus der Teigplatte schneidet. „Also, ick glaub nich, dass Omi die Penisplätzchen so zu schätzen weiß", flüster ich.
„Das sind Pilze." Belas unschuldiger Gesichtsausdruck sagt alles, dann schleckt er sich betont lasziv die Finger ab, lässt mich dabei keinen Moment aus den Augen.
Als Nächstes schneidet er ein Herz aus und hält es mir entgegen.
Ich lege Holz im Ofen nach, was allerdings dazu führt, dass ...
„Iiiih!!!", quietscht Bela los und sucht Schutz hinter dem Küchentisch. „Deine Finger sind voll Ruß. Geh weg damit."
Ich tu so, als wäre ich ein Zombie aus seinen geliebten Romero-Filmen und wanke mit ausgestreckten Armen und wirklich sehr schwarzen Fingern auf ihn zu. Blöderweise ist sein Versteck hinter dem Tisch eine Sackgasse, aber dann schiebt er mir den Tisch entgegen und flieht die Treppe hoch.
„Aaaaaahhhhhhh ..." Im Hintergrund höre ich Omi fragen, ob wir vom wilden Affen gebissen worden sind. So ähnlich.
Ich schalte einen Zombiegang höher und erwische Bela am Ärmel, bevor er unsere Zimmertür zuschmeißen kann, packe ihn und schmeiß ihn auf das Bett. Schnell fixiere ich mit den Knien seine Arme und streiche mit einem Finger über seine Wange. Das hinterlässt einen wundervollen dunklen Strich auf seiner blassen Haut.
„Neiiiin. Nimm deine schwarzen Pfoten von mir." Bela wehrt sich, aber ich halte sein Gesicht mit einer Hand fest, zeichne ein paar weitere Striche über seine Wange, zeichne Belas wilde Schönheit nach.
„Steht dir." Ich bin ganz verzaubert von meinem lebendigen Kunstwerk.
„Was?" Auf einmal liegt Bela ganz still unter mir.
„Du siehst aus wie ein wilder Krieger."
„Echt?" Langsam verzieht sich sein Mund zu einem Lächeln. Gefällt ihm. Mir auch.
Ich näher mich seinem Gesicht, lecke über seine Lippen. „Wenn wir jetzt in Berlin wären ..."
„Dann?"
„Dann würd ich dich ..." Ich atme tief ein, lasse meine Hände an seinen Hintern wandern.
Er sieht mich mit großen Augen an. „Oh, fuck. ... Fass mich an. ... Bitte."
Ich ziehe ihn vom Bett hoch, drücke ihn gegen die Wand und schließe die Tür. Hoffentlich dudelt das Radio unten in der Küche laut genug Weihnachtsmucke. Mit fahrigen Händen öffne ich seine Jeans und küsse ihn.
Danach sind wir eine wilde Mischung aus aschefarbener und verschwitzter Haut, nicht nur im Gesicht. Wir müssen beide das Lachen brutal unterdrücken, als wir uns im Spiegel mustern. Leise schleichen wir uns runter in das kleine Bad und unter die Dusche.
Bela rubbelt an seinem Bauch herum. „Ick wusst gar nich, dass Ruß in Verbindung mit Wichse so schlecht abgeht. Vermutlich eine chemische Reaktion, wa?" Er sieht mich fragend an.
„Mit Sicherheit, Professor Felsenheimer. Ich denke, sie sollten das einmal genauer untersuchen. Ich würde mich auch für eine Versuchsreihe zur Verfügung stellen."
13. Dezember
„Dit is `n Seil, oder?" Ich schaue nochmal genauer auf Jans gemaltes Kärtchen.
„Öhm, ja. ..." Jan beißt sich auf die Lippen. „Also, ... ick hab nachgedacht über dit, was de mir schenken wolltest, also mit der Rute und ... Also, wenn de Lust hast könnten wir mit so `nem Seil ma wat ausprobieren. ... Vielleicht jetz nich direkt hier, aber wenn wa zurück in Berlin sind."
Ich seh ihn erstaunt an. „Also, mit so `nem Seil kann man ja ziemlich viel verschiedene Sachen machen ..."
„Mhm." Mehr sagt er erstmal nich dazu. Okay. Meine Phantasie ist auf jeden Fall seeehr beflügelt.
„Du muss übrigens heute och schon ein weiteres Türchen aufmachen." Jan drückt mir das kleine Säckchen mit der 14 in die Hand.
„Wegen meinem Geburtstag?" Vermutlich mach ich ein Gesicht wie ein Fünfjähriger, so wie Jan über mich lacht.
„Eine Watt-Wanderung!", les ich. "Is Watt nich so Schlamm?" Tolles Geschenk. Meine Geburtstagsaufregung hat `nen ordentlichen Dämpfer bekommen.
„Nee. Dit is einfach Meeresboden, also Sand. Jedenfalls meistens."
„Und dit an meinem Geburtstag." Ich verdreh theatralisch die Augen.
„Genau. Und wir müssen auch schon um 7 Uhr mit dem Dorfbus los."
„Geil." Ich hau Jan meinen Ellbogen in die Rippen. „Danke, du Sadist!"
14. Dezember – Sankt Peter Ording
Wir fahren früh am Morgen los hinüber an die Nordsee nach Sankt-Peter-Ording, um passend die Niedrigwasser-Tide zu erwischen. Als wir am Vormittag ankommen, ist der Himmel immer noch dämmerungsblau und das Wasser noch dabei sich zurückzuziehen. An der Seebrücke warten wir auf den Beginn der Führung.
„Da kann man doch nich rein gehen." Bela blickt kritisch auf die Nordsee vor uns, in der 50:50 Wasser und Sand sichtbar sind. Aber die wasserbedeckten Flächen nehmen immer mehr ab, wenn man genau hinsieht.
„Wart ma ab. Dit wird schon noch weniger." Wir gehen ein kleines Stück vom Strand hinein. Noch geiler wäre es definitiv barfuß, aber bei den Temperaturen um die 6 Grad bin ich wirklich dankbar für die Gummistiefel. Belas von Opa sind vollkommen überdimensioniert, aber er behauptet: „Quatsch, zu groß. Dit is Glamrock."
„So, jetzt merk dir ma `nen Bereich und dann beobacht den genau."
„Okay", kommt es etwas gelangweilt zurück. Ein paar Minuten später sieht er mich erstaunt an. „Dit Wasser versickert ja alles. Die Nordsee hat eindeutig irgendwo `n Loch."
Dann beginnt die Wattenmeer-Führung mit einer Expertin von der Schutzstation Wattenmeer. Viele Leute sind wir nicht an diesem windig, kühlen Dezembertag.
Wegen Belas leicht watschelnden Gangs - dank der Glamrock-Gummistiefel - fall ich vor Lachen fast in einen Priel. Es sieht einfach zu witzig aus, wie Bela mit ihnen durchs Watt stapft - wie ein Superheld in Ausbildung.
Wiebke, die Frau von der Schutzstation gräbt mit einem kleinen Spaten im Watt und zeigt uns ein paar der „Schätze".
„Iiiih." Bela versucht zurückzuspringen, vor dem großen, borstigen Wurm, der sich auf der Hand der Expertin ringelt, aber er ist mit seinen Stiefeln so eingesunken, dass er fast auf den Hintern fällt. Schnell fange ich ihn auf.
„Also, ick weeß nich." So komplett angewidert kann echt nur Bela gucken.
„Sie sind wohl eher nicht so der Angler", lacht Wiebke.
Wir gehen ein Stück weiter und sie hebt etwas vom Boden auf. Eine weiße Muschel. „Das ist eine Herzmuschel."
„Echt?" Bela traut sich wieder näher. „Aber ..." Enttäuscht sieht er Wiebke an. „Dit is doch gar keen Herz."
„Dafür muss man eine Ganze finden. Also mit zwei Hälften", erklärt sie ihm. „Wenn man die zusammenklappt, dann ergibt das ein Herz."
„Oh, cool!" Bela beginnt die riesige Sandfläche abzusuchen.
„Und jetzt kommen wir zu dem, was die meisten als das Highlight so einer Wanderung betrachten", verkündet die Expertin nach einer Stunde laufen. „Dort drüben sehen sie die Bank mit den Seehunden und Robben."
„Awwwww!!!" Bela hat Sternchen in den Augen, obwohl die Seehunde mit ihren Jungen wirklich weit weg sind.
Die Führerin hat das wohl auch bemerkt, denn sie gibt ihm extra ihr Fernglas.
„Die sehen ganz flauschig aus", höre ich Bela hinter dem Riesenfernglas säuseln. „Und die gucken voll süß."
„Ja, aber meine Damen und Herren", sagt unsere professionelle Begleitung. „Ich weise noch mal drauf hin, dass sie bitte die Jungen nicht anfassen, falls sie mal eines am Strand finden. Und auch nicht vergessen – Seehunde und Robben sind Raubtiere."
„Ick will trotzdem eins mitnehmen. Schenkste mir `ne kleene Robbe zu Weihnachten, Jan? Büdde!!!" Er hält mir das Fernglas hin.
Okay, ja, die sind echt süß. „Klar. Schwimmst du oder ich rüber?"
„Du. Bist doch `n Gentleman, oder? Außerdem hab ick heut Gebuuuuurtstag."
Nach einer weiteren Stunde kommt das Wasser mit ziemlicher Wucht zurück, da wegen des Mondes der Tidenhub anscheinend höher als normal ist.
„Krass." Bela starrt auf die Wasserpfützen um uns herum, die deutlich an Fläche zunehmen, als wir zurückgehen.
„Das ist wirklich nicht ungefährlich", sagt auch unsere Expertin. „Und viel unterschätzen das."
Die untergehende Sonne taucht nochmal alles in feuerrotes Licht, dann ist sie weg.
Zum Abschied zeigt sich noch die dunkelrote Sichel des Mondes am Horizont.Bela winkt ihr zu. „Tschüss, sagt man hier, oder?"
Als wir auf den Zug zurück nach Sieseby warten, frag ich Bela: „Macht doch Spaß so `n Schlammspaziergang, wa?"
„Mhm. Die kleenen Robben waren soooo süß. Danke, Jan." Bela stellt sich auf die Spitzen seiner gelben Gummistiefel und küsst mich. Ich will, dass es mir egal ist, was die anderen Leute auf dem Bahnsteig denken – und beschließe einfach das es mir egal ist.
„Du hast heute noch gar nüscht von deinem Adventskalender bekommen – weil wir so übelst früh los mussten." Bela sieht mich vorwurfsvoll an. „Aber - tada!" Er hält mir seine geschlossene Faust entgegen. „Mach die Hände auf!"
Ich halte meine darunter und etwas Weißes fällt hinein. „Was ...? ... Aw. Danke."
Im warmen Abteil pennt Bela an meiner Schulter ein. Opas beziehungsweise nun sein Wollpulli kratzen an meinem Arm. Ich drehe meinen Kopf und vergrabe mein Gesicht in seinen Haaren.
Als wir am späten Nachmittag mit ein paar Windböen wieder in Omis kleine Kate geweht werden, duftet dort alles nach frisch gebackenen Waffeln.
Bela schält sich neben mir aus den Glam-Gummistiefeln und seinem Friesennerz. Schnuppernd folgt er dem Geruch wie ferngesteuert in Omis Küche. „Meine Oma hat mir zu meinem Geburtstag auch immer ..." Schlagartig bricht er in Tränen aus. Sie rollen einfach seine Wangen hinunter und fallen auf den Wollpulli.
Omi sieht mich fast geschockt an, dann geht sie zögerlich hinüber zu Bela und täschelt ihm die Schulter. „Na, na, mien Jung." Da Bela gar nicht aufhört, nimmt Omi in schließlich in den Arm und lässt Bela sich einfach ausheulen.
Mit ziemlich roten Augen schaufelt er sich vier Waffeln mit heißen Kirschen und Schlagsahne rein. „Dit schmeckt richtich jut, Frau Jensen!"
„Kann ick vielleicht ma ihr Telefon benutzen? Ick würd gern meiner Schwester allet Jute zu unserem Geburtstag wünschen."
„Hast du eine Zwillingsschwester?"
„M-hm. Diana."
„Ach, das ist ja schön."
„Ja." Bela lächelt versonnen. „Früher sind wir uns echt nah gestanden."
„Und jetzt nicht mehr so?" Omi sieht ihn fragend an.
„Ick ... ick gloob dit liegt so `n bisschen an mir, weil ... ick nich so oft ..." Auf einmal wirkt Bela viel jünger. „Ick vermiss dit schon oft, aber dann ... Dann geh ick doch wieder lieber abends in Berlin weg, als zu ihr nach Spandau raus zu fahren."
„Ruf sie ruhig an."
Ich höre Bela in der Stube. „Allet Jute, Schwesterherz. ... Danke. ... Mhm, lecker. Jans Oma hat hier Waffeln gemacht. ... Ja, genau. Wie früher. ... ... Schön. ... Sach ma, hat ... Papa angerufen? ... Nee? Sicher nicht? ... Mhm. Naja, ick hatte vielleicht jedacht, weil 21 is ja schon so `ne Wegmarke, ne?" Er klingt so verdammt niedergeschlagen. „Bei ihm früher hat dit ja die Volljährigkeit bedeutet. Deswegen hab ick gehofft, dass er vielleicht ... Aber ..." Bela seufzt, dass mir das Herz schmerzt. Omi und ich sehen uns an. Sie wirkt genauso betroffen wie Bela. „Okay, Schwesterchen. Mach et jut. Bis bald, nee. ... Ja, ick meld mich."
Bela bleibt noch einen Moment in der Stube, nachdem er aufgelegt hat. Ich höre ein Schnäuzen, dann kommt er mit einem aufgesetzten Lächeln wieder zu uns rüber. Am liebsten würde ich ihn einfach auf meinen Schoß ziehen, ihn umarmen und einfach nicht mehr loslassen, aber vor Omi wäre das dann wohl doch ein wenig viel. Also spiele ich sein „Alles in Ordnung"-Spiel mit. Aber Omi hat das klar durchblickt.
„Nu, min Jung." Sie mustert Bela aufmerksam. „Möchtest du vielleicht einen steifen Grog?"
Bela sieht meine Oma an, als hätte sie ihm etwas sehr Unanständiges angeboten. „Einen was?", fragt er vorsichtig, während sein Blick hilfesuchend zu mir wandert.
„Eigentlich ist das heißes Wasser mit Zucker und Rum, aber ich mach den immer mit schwarzem Tee."
„Ach, so. Na, da sach ick nich nein."
„Na, wunderbar. Jan will ja nie."
Nachdem ich am Abend den Ofen angezündet habe, hole ich meine Gitarre heraus und klimper ein wenig darauf herum. Omi und Bela sind nun schon bei ihrem zweiten Grog angekommen und die Stimmung ist wieder leichter in der kleinen Kate.
„Wartet mal, Jungs." Mit strahlenden Augen humpelt Omi hinüber in ihr Schlafzimmer und kehrt mit einem Kasten zurück, den sie kaum tragen kann. Zum Vorschein kommt Opas altes Schifferklavier. Sie flüstert mir etwas ins Ohr und lächelt Bela verschwörerisch zu, der uns unsicher beobachtet.
Ich spiele die ersten Takte zu „Dat du min Leevsten büst". Dann fällt Omi mit dem Akkordeon ein.
Belas Augen sind auf einmal ganz weit weg, so als würde er auf das Meer hinaus blicken, dann lächelt er erst mich an, dann Omi. „Dit klingt echt schön, Frau Jensen!"
„Danke, mien Jung. Ich hab schon so lange nicht mehr gespielt." Omi hält ihm ihr Grogglas zum Anstoßen hin. „... Ich bin übrigens die Marieke, aber du kannst mich auch Omi nennen, wenn du willst."
Bela ist selten sprachlos, aber dieses Mal bleibt sein Mund offen stehen. „Oh. ... Gerne. Also, sehr gerne. Danke, Omi!" Dann stößt er feierlich mit ihr an und es ist, als wäre Bela nun wirklich offiziell von ihr adoptiert. Ich leg ein Scheit im Ofen nach, um meine Rührung zu verstecken.
Nach drei weiteren Liedern packt Omi das Schifferklavier wieder zurück in den Koffer. „Wisst ihr, was wir noch machen können?" Ich sehe genau, wie Omi versucht, ihrer verschmitzten Miene einen unschuldigen Anstrich zu verleihen. „Bela, kennst du eigentlich Kinderphotos von Jan?"
„Nee, nee, nee." Hektisch stelle ich mich vor den Schrank, in dem sie die Photoalben verwahrt. „Dit machen wa jetz nich."
Bela grinst mich an. „Leider, leider ist mir diese Ehre bis heute noch nicht zuteilgeworden." Sie haben sich schon längst gegen mich verbündet.
„Aw, niedlich. Ick wusst jar nich, dass du mal so knuffige Hamsterbacken hattest." Bela kneift mich in die Wange und ich beiße ihn in den Finger.
Das wird mir Bela noch in zehn Jahren und wahrscheinlich auf der Bühne im SO aufs Brot schmieren.
Nachts im Bett kuschelt sich Bela an mich. „Ick mag deine Omi."
Ich küsse ihn auf den Kopf. „Dit freut mich." Und das tut es wirklich. „Sie dich och."
„Ich Weiß. ... Hey, Jan?"
„Mhm?"
„Wenn wir - wenn ick mal Papa werd, nee, dann ... Dit darf einfach nie so werden wie mit deinem Vater oder dem Arschloch Gerd oder mit meinem. Wir dürfen nich so werden. ... Okay?"
„Hmmm. Also, ick gloob, dit is nüscht für mich."
„Vater werden?"
„Mhm. ... Weeßt ja wie zuverlässig ick bin ..."
„Hm. ... Ick kann mir dit och nich wirklich vorstellen, aber ... Irgendwie sin wa ja och noch ganz schön jung, wa? Och wenn mir dit oft nich so vorkommt, mit allem wat ick schon erlebt hab."
„Is es sehr schlimm, dass dein Vater ... sich nich mehr meldet?"
Er sagt nichts und ich fühle nur sein Nicken an meiner Schulter.
„Das tut mir leid." Ich lege meine Hand an seinen Kopf und streiche vorsichtig darüber. „Ick weeß nich, wie ick dit finden soll, dass Joachim auf einmal wieder so viel in Berlin is. Aber – is wahrscheinlich besser, als wenn er ganz weg wär. Nur Gerd ..."
„Der könnt sich einfach verpissen, wa?", sagt Bela mit belegter Stimme und dieses Mal nicke ich.
„Danke für den schönen Geburtstag." Bela küsst mich auf die Wange und lässt sein Gesicht warm an meinem liegen. „Vielleicht müssen wir dann so `n bisschen Ersatzfamilie füreinander sein."
Die Vorstellung ist wirklich schön und trotzdem bekomme ich ein wenig Angst. Familie heißt schließlich auch Verantwortung und da sein füreinander. Bisher habe ich das nicht so wirklich gut hinbekommen, befürchte ich.
„Ick lieb dich wirklich sehr, Bela!" Auch wenn der Satz verdammt wahr ist, so ist es nicht leicht ihn so laut zu sagen.
„Mhm", schnurrt Bela warm an meinem Hals.
Ich wünschte, ich könnte so uneingeschränkt lieben wie er – und es auch zeigen. „Und ick hoff, ick enttäusch dich nich zu sehr."
„Mhm, tja ... Wird wohl trotzdem passieren."
Seine Worte tun ein bisschen weh, aber er hat ja recht.
21. Dezember
Lautes Geschrei und jemand zieht mir die Bettdecke weg.
„Schnee! Jan, es schneit!"
„Waas?" Draußen dämmert es erst, aber da ist auch so ein Schimmer von ... „Sach ma, wat is `n in dich gefahren?"
„Schnee, verdammt nochmal! Komm schon."
Jemand packt mich an der Hand, wirft mir meine Jeans zu und den Wollpulli. Bela selbst ist schon angezogen.
„Schnee!!!"
„Ja, ick hab dit schon verstanden." Nun muss ich doch grinsen. „Mein Morgen beginnt um 16 Uhr"-Bela ist vollkommen aus dem Häuschen.
Er packt mich an der Hand, stürmt mit mir die Treppe runter und reißt die Haustür auf. Eine kleine Schneeböe weht auf den Flickenteppich im Flur.
Draußen zieht Bela dann doch erstmal die Kapuze seines Parkas über den Kopf, aber dann strahlt er in den Himmel, von dem unablässig dicke Flocken segeln. Es muss die ganze Nacht geschneit haben, so eingedeckt wie die Häuser schon sind.
Mit einem Plumps lässt sich Bela in Omis Vorgarten rücklings in den Schnee fallen und streckt Hände und Beine von sich. „Du musst och einen machen!"
„Was machen?"
„Na, `nen Schneeengel!"
„Engel? Du meinst wohl eher Bengel ..."
„Höhö, Herr Urlaub. Kennste dit nich?"
„Nö, aber du wirst mich wahrscheinlich gleich in die Philosophie von Schneeengeln einweihen."
„Da jibt et nüscht zum Philosophieren. Dit muss man einfach machen – ohne Nachdenken. Siehste!"
Bela erhebt sich wieder. Tatsächlich haben seine Armbewegungen so etwas wie Flügel um den Abdruck seines schlanken Körpers in den Schnee gezaubert.
Bela tritt ganz vorsichtig um die entstandene Figur herum und malt einen Kreis über den Kopf des Engels, dann ein paar Hörner.
Sofort sieht es sehr viel mehr nach ihm aus.
Ich beobachte mit einem verdammt warmen Gefühl im Herzen, wie er im Vorgarten mit raus gestreckter Zunge ein paar der dicken Flocken fängt. Mit einem Lächeln kommt er zu mir hinüber und presst seine Lippen auf meine, leckt mit seiner Zunge in meinen Mund.
„So schmecken Schneeküsse. Lecker, wa?"
„Und ob ..."
Das Gefühl in meinem Herzen gräbt so tief in mir, dass ich auf einmal Wasser in den Augen habe – oder Schnee. Keine Ahnung.
Eine Bewegung in der Haustür. Omi steht in ihrem Morgenrock und weißen Nachthemd dort und schüttelt den Kopf.
„Oh. Ähm, lasst euch nicht stören, Jungs." Schon ist sie wieder weg, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ich auf ihrem Gesicht ein Lächeln gesehen habe.
„Vielleicht friert die Schlei ja noch zu", strahlt Bela beim Frühstück.
„Och, min Jung. Das wird wohl eher nichts. Die Schlei ist ein Meeresarm."
„Oh, schade."
Es schneit bis in die Nacht.
Bela kuschelt sich an mich. „ick muss grad dran denken, wie de dit erste Mal bei mir übernachtet hast. Als dein Bus weg war ..."
„Nach der Soilent Grün Probe, ne? Ja, ick kann mich da och noch jut dran erinnern. Da hat es auch geschneit."
„Mhm. Ick war total aufgeregt damals."
„Echt?"
„Ja, dit war doch dit erste Mal, dass de mein Zimmer gesehen hast und irgendwie – ick wollt halt, dass es dir gefällt."
„Tut mir leid, dass ick damals so ... schlechte Laune hatte."
„Mhm. War wegen Gerd, wa?"
Ich nicke einfach nur. Inzwischen hat Bela einiges live mitbekommen und jede Erklärung erübrigt sich.
„Ick ... ick wollt mich so gern damals an dich kuscheln, aber – ick hab mich nich getraut. Aber dann haste meinen Arm genommen und ..." Bela kuschelt sich an mich und seufzt tief an meinem Hals.
„Ick fand dit damals voll schön mit dir. Warste eigentlich – warst damals schon in mich verknallt?"
„Dit hättste wohl gern, wa?" Bela knufft mich in die Seite – relativ liebevoll.
Ich kann das Lächeln nicht mehr einfangen. „Irgendwie schon."
„`n bisschen. Ick fand – find dich einfach so krass attraktiv."
Hui. Komplimente sind echt schön und das ist echt ein großes. Ich weiß nur nicht so genau, wie ich die annehmen soll, aber Bela spricht schon weiter. „Und du?"
„Ick hatte damals so gar kein Wort dafür, aber mir war schon och klar, dass dit `n bisschen mehr is als Band und Freundschaft mit dir. Bei dir hab ick mich – fühl ick mich einfach immer so - verstanden?"
„Mhm. Ick weeß, wat de meinst. Hättst och nich alle unter deinen Mantel gelassen, oder?"
„Genau." Ich ziehe ihn an mich und küsse ihn, küsse ihn mit Liebe, nicht mit Begierde. Er wird ganz weich in meinen Armen und schließlich landen wir genau in der Position wie damals in seinem Bett. Aber dieses Mal schmiegt er sich wirklich an meinen Rücken und ich kuschel mich an seinen Bauch.
22. Dezember
Ein Brief von meiner Mutter.
„Herzlichen Glückwunsch!" steht riesig auf einem Zettel. Mehr nicht.
Ich schüttel den Umschlag und ein Zeitungsausschnitt fällt heraus. Bela starrt über meine Schulter auf die Meldung aus der Berliner Zeitung, dann fällt er mir um den Hals. „Verdammt! Wir haben`s echt geschafft."
„Hä?" Irgendwie schnall ich gerade gar nichts, starr nur auf das abgedruckte Bild von Sahnie und mir.
„Wir ham gewonnen."
„Den Wettbewerb?"
Bela wedelt mit einer Hand vor meinem Gesicht herum. „Allet roger bei dir? Normalerweise haste nich so `ne lange Leitung, mein Lieber!"
„Wir ham echt ... Dit jibt`s doch nich ..."
„Naja, also ick gloob Gitti und ihre Leute ham so `n bisschen nachjeholfen, aber egal ... Zehn-Tausend-Mark, Farin!"
„Ick fass es nich."
„Ick gloob, dit wird was mit die Ärzte", strahl ich. „Dit hab ick im Urin."
Später rufen auch noch die Veranstalter offiziell bei uns an. Wir haben die Kohle wirklich gewonnen.
Ich bin so aus dem Häuschen und Jan auch, dass Omi uns vor die Tür schickt, damit wir dort weiter herum tollen.
„Dann könnt ihr auch gleich zu Bauer Pedersen rüber laufen und den Weihnachtsbaum abholen."
„Okay", schreien wir und laufen los, an der Schlei entlang. Ein paar Bereiche um die Reetgürtel sind sogar schon ein wenig gefroren, aber noch weit entfernt von Schlittschuh laufen.
Früher war Jan wohl öfter auf dem Hof und hat mitgeholfen, die Tiere zu versorgen. Besonders hatten es ihm die Hunde angetan, grinst Bauer Peddersen und wirkt als wollte er dem großen Jan durch die Haare strubbeln
Auf dem Rückweg werden wir ordentlich durchgestochen von der Tanne, aber sie riecht so dermaßen gut – nach Wald und Weihnachten.
Jan schubst mich auf dem Weg plötzlich in eine besonders hohe Schneewehe und schmeißt sich auf mich. Als ich protestieren will, hält er mir seine eisig kalten Hände über den Mund. Ich lecke an seinen klebrigen Fingerspitzen. Sie schmecken nach Harz und Jans Küsse nach klarer Winterluft.
24. Dezember
Ich werf ein paar Strohsterne wie Konfetti auf die Zweige und schau, was hängen geblieben ist.
Jan zückt mal wieder seine Augenbraue. „Hast du noch nie `nen Baum geschmückt?"
„Also, entschuldige mal." Ich stütz empört meine Hände in die Seiten. „Natürlich. Aber bei uns war halt mehr Lametta und nich so viel Strohgedöns und Schleifen."
Jan sieht kurz echt getroffen aus und ich stell mich auf die Zehenspitzen und geb ihm einen Versöhnungskuss.
Aus der Küchentür sieht Omi zu uns herüber. Kurz werden ihre Augen groß und ihre Miene wirkt leicht geschockt, dann lächelt sie mir zu und dreht sich wieder um.
Eine halbe Stunde später hat Jan meine ganzen experimentellen Schmückversuche wieder in konventionelle Bahnen gelenkt. Ich frag mich schon, wer hier eigentlich Dekorateur gelernt hat. Kein Sinn für Avantgarde der Junge.
Auf einmal steht Omi in ihrem schönsten Wintermantel in der Tür zur Stube. „Wir müssen los, damit wir noch gute Plätze bekommen!"
„Wohin?" Fragend seh ich Omi an.
„Na, in den Gottesdienst, du Dösbaddel."
„In `nen Gottesdienst?" Wenn ich Fell hätte, würd es sich sträuben. „Also, Kirchen guck ich mir manchmal ganz gern an, aber Gottesdienst?"
Jan greift nach seinem Parka. „Ick bin ja och nich so `n Fan davon, aber wenn ick hier war an Weihnachten, hab ick sie halt immer begleitet. Musst aber nich mitkommen."
„Mhm. ... Okay." Ich schwing mich in meine Lederjacke. „Ick werd schon nich gleich zu Staub zerfallen. Also, hoff ick zumindest."
Tatsächlich war`s sogar ganz nett in der kleinen Kirche in Sieseby, auch wenn ich die ganzen Lieder nich kannte und es nicht direkt überschwängliche Party-Stimmung war.
Dafür fließt der gute Grog für Omi und mich wieder in Strömen, als wir wieder in der Kate sind. Jan trinkt heißen Apfelsaft mit Zimt.
Anscheinend ist bei Omi traditionell vor dem Essen Bescherung. Bei uns zu Hause in Spandau war es immer genau anders herum, aber eigentlich ist es mir auch egal. Geschenke!!!
Jan und ich haben in Sankt-Peter-Ording für Omi eine Platte mit norddeutschen Liedern gekauft und jetzt krieg ich das Lied „An de Eck steiht’n Jung mit `nem Tüddelband..." nich mehr aus dem Kopf, denn Omi hat sofort ihren alten Plattenspieler entstaubt. Immerhin hat sie mir sogar den Text beigebracht. Super. Jetz kann ich noch `ne Fremdsprache.
Etwas Walzerartiges ertönt aus Richtung Plattenspieler. Ach ja, Hans Albers und die Reeperbahn nachts um halb eins. Ich fall fast vom Hocker, als Omi anfängt mitzusingen und ihr halbleeres Grogglas dazu schwingt. Sie sieht schlagartig dreißig Jahre jünger aus.
Jan streckt seiner Omi die Hände hin. „Aber, Jan. Ich kann doch mit meiner Hüfte nicht ..."
„Dann machen wir ganz langsam."
Ich setz mich in Omas Lehnstuhl und seh einem sehr ausgelassenen Jan und einer noch ausgelasseneren Omi beim Tanzen zu.
Außer Atem lässt sich Jan schließlich neben mich auf den Boden fallen und holt etwas hinter seinem Rücken hervor. „Hier." Er drückt mir sehr unzeremoniell ein in Zeitungspapier eingewickeltes Päckchen in die Hand.
Fühlt sich seltsam weich an. Ich reiße das Papier ab und ... „Awwwwwwww! Is die süüüüüß!"
Das Fell ist so krass weich.
Jan beäugt meine Kuschelei mit dem Kuscheltier. „Na, dann kann ick wohl heute auf `m Teppich vor `m Bett pennen, wa? So verknallt wie de aussiehst."
„Quatsch. Robby hat dich auch lieb." Jan verdreht sehr gekonnt, aber dennoch fürchterlich amüsiert die Augen, während ich ihm mit Robbys-Robbenschnauze einen Kuss auf die Wange drücke.
„Ähm, Jan? Also, ..." Ich seh zu Omi, die so tut, als wäre sie mit der Plattenhülle beschäftigt. „Ick hab für dich nur `ne Massage als Geschenk."
„Nur?" Jans Augen leuchten. Gut.
Oben in unserer kleinen Kammer sieht mich Jan auf einmal ganz ernst an. „Weeßte noch vor einem Jahr? Als de Weihnachten verpennt hast?"
„Ähm, ... ja!"
„Ick war so froh, dass de zuhause warst. Ick war so ... Ach, egal. Ick will jrad gar nich an Gerd denken." Mit einem Ruck zieht er sich seinen Pulli über den Kopf und legt sich erwartungsvoll auf unser Bett. „Darf ich bitten, Herr Masseur!", grinst er mich an und ich grins zurück.
Ich reibe mir meine Hände, so dass sie ein bisschen warm werden und schwing mich über Jans Hüfte. „Is dit so jut?"
„Seeehr! Danke. Ick hab immer wieder so Rückenschmerzen."
„Kommt dit, weil de so lang bist?"
„Ja, wahrscheinlich."
„Okay, ick hex die weg, ja?"
„Wow." Jan keucht unter meinen Bewegungen hart auf. „Ick wusste gar nich, das du so viel Kraft in deinen hübschen Händen und Armen hast."
„Also, ick bitte Sie, Herr Senheimer. Wer is`n hier der Drummer?"
25. Dezember
Wir sitzen gerade beim Nachmittagskaffee, als draußen ein Auto vorfährt.
„Das werden sie wohl sein." Omi steht mühsam auf.
„Wer denn?"
„Sollte `ne Überraschung sein."
„Und wer ...?" Jan steht auf und sieht aus dem Fenster. Auf einmal ist sein Gesichtsausdruck sehr verschlossen. „Oh ..."
Die Tür öffnet sich und Julchen kommt herein. „Jaaaaan!" Sie springt in Jans Arme, was gar nicht so einfach ist, denn sie ist schon wieder gewachsen. Jans Grinsen ist zurückgekehrt.
„Na, du Liebe?" Er drückt seine Schwester an sich, gibt dann seiner Mutter einen Kuss auf die Wange. Als Letzter kommt Gerd zur Tür herein.
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LYRICS
Nena – Leuchtturm
Die Ärzte – Bauernhof
Freddy Quinn - Friesenlied
Lale Anderson - Dat du min leevsten büst
Mania D - Stille Nacht
Hans Albers - Auf der Reeperbahn nachts um halb eins
James Last - Biscaya
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