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Gunshot Wounds

Summary:

Das Leben lässt Adam und Leo (noch) nicht in Ruhe mit einem neuen Fall, der für sie beide gefährlich wird und so einige Wahrheiten ans Tageslicht bringt.

Aber vielleicht ist das ja auch nur der Stoß in die richtige Richtung, den sie brauchen.

Notes:

Me, gestern: Nur noch eine Fic und dann kann ich mich wieder auf das normale Schreibprogramm konzentrieren.
Me, fünf Minuten später: Ja aber was wäre wenn?

Ich denke mal das Ganze wird so zwischen vier bis fünf Kapitel haben bis zum Happy End :)

Chapter Text

“Shit!” flucht Adam als er sich die Zunge an seinem brütend heißen Becher Kaffee verbrennt und es vermiest seine eh schon beschissene Laune nur noch mehr. 

Frustriert stellt er den Becher zurück in den Cupholder neben seinem Sitz und wechselt die Hand mit der er den Wagen in Richtung Präsidium steuert. So kann er wenigstens seine linke Hand ein bisschen strecken. 

Das mit seinem Vater ist jetzt schon wieder fast ein Dreiviertel Jahr her aber manchmal zicken die Finger dann doch noch und werden steif. Vor allem morgens und wenn er schlecht geschlafen hat. 

So wie eigentlich immer wenn er nicht bei Leo pennt. Wenn er keine Ausrede findet abends bei seinem Kumpel noch vorbeizuschauen und dann auf der Couch einzuschlafen oder schon zu viel getrunken zu haben um nach Hause zu fahren. 

Er weiß, Leo würde ihm auch das Gästezimmer überlassen wenn er fragen würde, aber er fragt nicht. 

Weil dann müsste er ja zugeben, dass er nicht schlafen kann wenn Leo nicht in der Nähe ist — oder zumindest nur wenn er wirklich todmüde ist — und das will er dann doch nicht. 

Und er will auch nicht zugeben dass er immer noch keine Wohnung oder WG gefunden hat. Nach fast zwei Jahren ist das auch echt ein bisschen seltsam. 

Vor dem Knast hatte er mal einen ernsthaften Versuch unternommen, das hatte sich danach aber auch erledigt. Zuerst war er zu erschöpft gewesen vom Heilen und Befragt werden und nachdem das erledigt war, hatte sich ein Anwalt bei ihm gemeldet. 

Sein Vater hatte kein Testament hinterlassen — vermutlich weil es an Optionen mangelte wem er etwas hinterlassen konnte um gleichzeitig noch Heide und Adam eins auszuwischen — und ob er seinen Anteil haben wolle. 

Adam hatte den sofort und ohne Bedenken ausgeschlagen, wollte keinen Cent von der Drecksau haben, tot oder nicht, auch wenn er damit sicher ziemlich lange über die Runden gekommen wäre. 

Eine Woche später hatte seine Mutter angerufen, sie wolle das Haus verkaufen und brauche seine Hilfe. Er war hingefahren, hatte fünf Minuten mit ihr gesprochen und war dann wieder verschwunden. 

Zu Leo natürlich, mit dem er sich über ein Six-Pack Bier hergemacht hatte um zu feiern, dass es jetzt endlich vorbei war. Und um auf der Couch zu schlafen, aber das war eher inoffiziell. 

Und ohnehin, er schlief er nur selten noch im Hotel. Sein winziges Zimmer war eher eine Abstellkammer für die paar Sachen die er seinen Besitz nannte. 

Hauptsächlich Klamotten also. In Berlin hatte er in einer WG gelebt weil er ja eh meistens auf Arbeit war und die dann mit Möbeln an eine übereifrigen Studi weitergegeben. 

Letzte Nacht dann aber doch Hotel, weil Leo bei seinen Eltern zum Essen war. Leo hatte Adam zwar angeboten mitzukommen — “Mama hat eh schon nach dir gefragt.” — aber er hatte es vorgezogen darauf zu verzichten.

Bei Hölzers war es immer so fröhlich und gemütlich und darauf hatte er keine Luft gehabt. 

Und es war ja auch nicht so, dass das Bett im Hotel unbequem gewesen wäre. Was Hotelbetten anging war es sogar ganz okay, aber es hatte halt ein ganz großes Manko: Leo schlief nicht im nächsten Raum. 

So fuhr er also an einem verregneten Donnerstag Morgen hundemüde und schlecht gelaunt ins Büro. 

Dass sie keinen aktiven Fall haben und momentan nur Akten wälzten, machte es nicht besser. Gerade heute hätter er ein bisschen Action gebrauchen können auch wenn die nur daraus besteht, dass er und Leo durch die Gegend fahren. 

Mit seiner fast schon patentiert mies gelaunten Miene stapft er durchs Präsidium bis er die Tür zu ihrem Büro aufstößt. 

Leo, der Streber, ist natürlich schon da, wahrscheinlich wie immer eine halbe Stunde vor Dienstbeginn. Er schaut auf und lächelt, bevor er sich wieder seinem Computerbildschirm zuwendet um seine E-mails durchzuarbeiten. 

Seine Jacke hängt über der Lehne seiner Stuhls und Adam Blick stockt einen Moment, bleibt an Leos Schultern ruhen über die das leere Schulterholster gespannt ist. 

Adam versucht nicht darüber nachzudenken wie gut das seinem besten Freund steht und stellt ihm lieber den zweiten Becher Kaffee hin den er mitgebracht hat. 

“Super, danke.” Leo lächelt ihn wieder an nur dass er sich diesmal in seinem Stuhl zurücklehnt. “Alles klar bei dir?” 

Adam versucht sich selbst an einem Lächeln, ist aber wahrscheinlich nicht so erfolgreich wie er gerne hätte. “Klar. Was soll sein?” 

Sein Gegenüber runzelt die Stirn, will scheinbar noch mal nachhaken, aber das schneien ihre beiden Kolleginnen ins Büro, gut gelaunt und sich gegenseitig stichelnd. 

“Ich war abgelenkt-”

“Ja, ja!” lacht Pia. “Red’ dir das nur ein. Wir werden ja sehen ob du nächste Woche auch wieder abgelenkt bist wenn ich dich auf die Matte werfe.” 

Falls du mich wieder auf die Matte wirfst,” betont Esther. “Falls, Spätzelchen.” 

“Morgen,” grüßt Leo sie, wie immer kollegial und gut gelaunt während Adam nur in ihre Richtung nickt, einen Mundwinkel nach oben verzogen. 

Eine Zeit verbringen sie mehr oder weniger schweigend, sprechen nur wenn sie sich gegenseitig um Unterlagen bitten oder nochmal laut in die Gruppe nach Details von älteren Fällen fragen. 

So langweilig es auch ist, Adam muss gestehen dass es befriedigend ist wie der Stapel von Akten auf seinem Schreibtisch langsam kleiner wird. 

Pias Magen knurrt und stößt eine Debatte ums Mittagessen an als Leos Telefon klingelt. 

“Sind sofort da,” lässt er seinen Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung wissen. “Leiche in der Stadtmitte,” fügt er an das Team gewandt hinzu. 

“Fahrn wir alle?” fragt Pia, sichtlich enttäuscht dass ihr Mittagessen noch ein bisschen warten muss. 

Zu essen bevor man eine Leiche sieht ist nie eine gute Idee, egal wie gewohnt der Anblick sonst ist. 

“Muss nicht,” meint Leo. “Adam und ich können auch alleine hin. Bringt ja nichts wenn wir alle rumstehen.” 

Esther vollführt an ihrem Platz ein kleines Freudentänzchen im Sitzen und Adam will es ihr gleichtun, wenn auch aus einen ganz anderen Grund. 

Er wusste ja, als er seinen Antrag auf Versetzung aus Berlin eingereicht hat, dass er Leos Partner werden könnte. Aber das ändert nichts an der Tatsache, dass es ihn auch nach zwei Jahren immer noch ein bisschen happy macht wenn sie zusammen zu einem Tatort fahren und gegenseitig ihre Theorien vorbringen. 

Doktor Wenzel und die Spurensicherung sind schon da als Leo und Adam die schäbige kleine Wohnung betreten, nach Rauch stinkend und mit vergilbter Tapete. 

Henny lächelt sie an und beginnt sofort zu erzählen. 

“Ich glaube der hier ist ziemlich klar,” meint sie und deutet mit ihrem Kugelschreiber auf die Leiche. “Vorläufige Todesursache ist die Schusswunde in seinem Kopf, dabei bleibt es sicher auch, aber ich sag euch mehr nachdem ich ihn auf dem Tisch hatte. 

“Männlich, Anfang bis Mitte dreißig, Ausweis und Handy fehlen. Name haben wir auch noch nicht, könnte aber der Mieter der Wohnung sein.”

Adam und Leo schauen sich an, beide haben erstmal keine Fragen. 

Die Wohnung um sie herum ist so unordentlich und dreckig, dass es schwer ist zu erkennen, ob ein Kampf stattgefunden haben könnte oder nicht. Vielleicht ist es auch einfach nur das ganz normale Chaos in dem der Kerl hier gehaust hat. 

“Gut,” meint Henny und fängt an ihre Sachen zu packen. “Dann nehm’ ich den jetzt erstmal mit.” 

Die Spurensicherung ist schon dabei die Wohnung zu durchkämmen aber Adam und Leo teilen sich trotzdem auf und schauen sich selber nochmal alles an. 

Leo übernimmt das Schlafzimmer und Bad, Adam das Wohnzimmer mit Küchenzeile.  Der Inhalt des Kühlschrank lässt ihn wundern ob er das bessere Los gezogen hat. 

Er geht die einzelnen Schubladen und Fächer durch und findet eins das ganz leer ist. 

Und sauber. 

Unter normalen Umständen wäre das wahrscheinlich nicht verdächtig aber Adam runzelt die Stirn. So wie die Küche aussieht hat der Bewohner sicher länger nicht geputzt, warum also dann diese eine Schublade? 

Er will gerade nach Leo rufen, fragen ob er meint ein Abstrich reicht oder ob die ganze Schublade mit zur KTU soll, da kommt sein Partner auch schon aus dem Schlafzimmer zurück und hält triumphierend eine eingetütete Pistole in die Höhe. 

“Guck mal was ich unterm Bett gefunden habe,” meint er mit einem schiefen Grinsen. “Willste wetten dass die nicht registriert ist?” 

Adam muss auch grinsen. Nicht wegen der Waffe natürlich, sondern wegen Leo der aussieht als hätte er gerade ein neues Puzzle aufgemacht und könne es kaum erwarten das Bild zu basteln. 

Was nicht ganz so weit hergeholt ist in ihrem Job. 

“Bei der Bude, sicher nicht,” meint er und winkt Leo dann rüber. “Guck dir das mal an.”

Leo stellt sich neben ihn, vielleicht ein bisschen näher als notwendig aber Adam beschwert sich nicht. 

Wie könnte er auch, wenn er sein Shampoo riechen kann und seine Körperwärme auch durch seine Jacke hinweg spüren kann? 

“Ziemlich gut geputzt,” meint Leo und kommt zu der gleichen Schlussfolgerung wie Adam. “Zu sauber im Vergleich zum Rest.” 

“Täter hat mitgenommen was auch immer da drin war?” wirft Adam seine Theorie in den Raum und Leo nickt. “Hast du eine Tüte wo die ganze Schublade reinpasst?” 

Immer der zuverlässige Partner zieht Leo eine aus der Innentasche seiner Jacke. 

Zusammen gehen sie den Rest der Küche durch, die Leiche ist mittlerweile auf dem Weg in die Gerichtsmedizin und Adams Hunger zurückgekehrt. 

Als sie die Wohnung verlassen zieht Adam Leo in Richtung einer Dönerbude während der telefoniert und eine Befragung der Nachbarn durch die Kollegen von der Streife organisiert. 

Zurück im Büro ist Esther schon dabei die Tafel mit Bildern vom Tatort zu bestücken während Pia mit dem Vermieter der Wohnung telefoniert um der Identität des Toten ein bisschen näher zu kommen. Sie schauen auf als die beiden Männer das Büro betreten und verziehen sofort die Gesichter als sie die in Folie eingewickelten Döner sehen. 

“Oh, ne ey,” meint Pia. 

“Das stinkt doch hier drin gleich zur Hölle,” schiebt Esther sofort nach. 

Adam verbeißt sich ein Grinsen. Vielleicht hat er ja extra Zwiebeln bestellt nur um die Baumann ein bisschen zu ärgern. 

Sie verstehen sich mittlerweile viel besser als zu Beginn, aber er kann seine Sticheleien dann doch nicht immer lassen. 

“Ja, und ich hab dann gleich wieder Hunger,” schmollt Pia dann noch als sie auflegt und anfängt, wie wild auf ihre Tastatur einzuhämmern. 

Noch bevor Leo und Adam genüsslich in ihr Mittagessen beißen können, springt ihre Kollegin auf und huscht zu ihrem Drucker aus dem gerade verschiedene Papiere kommen.

“Hab unsern Kerl,” wirft sie in die Runde und pinnt Polizeifotos neben die Bilder der Leiche. Daneben heftet sie das Blatt mit den Grunddaten des Opfers. 

Keine Angehörigen, kein Arbeitgeber mit dem sie sprechen könnten. Die Kollegen von der Streife haben auch noch nichts von sich hören lassen und so arbeiten sie schweigend weiter bis es Zeit wird erstmal Feierabend zu machen. 

Am Morgen wissen sie mehr und so wie es jetzt aussieht sind sie sicher wieder das ganze Wochenende hier. 

Leo und er gehen zusammen runter in die Garage. Ihre Dienstwagen stehen wie immer nebeneinander. 

“Kommst du noch mit auf’n Bier zu mir?” 

Adams Herz macht einen kleinen Hüpfer, in seinem Bauch breitet sich ein warmes Gefühl aus. 

“Klar,” antwortet er mit einem Lächeln, das nur für Leo reserviert ist. 

Manchmal wundert er sich ob Leo es weiß. Ob ihm bewusst ist, dass er der Mittelpunkt von Adams Welt ist und dass er so ziemlich alles für ihn tun würde wenn er ihn nur mit diesen schönen grünen Augen anguckt. 

Aber er fragt nicht. 

Sonst müsste er sich auch fragen warum Leo ihn so oft zu sich einlädt. Ist es weil er immer noch im Hotel wohnt — eine Tatsache die er nie direkt angesprochen hat — oder weil er weiß dass Adam kaum schlafen kann wenn Leo nicht in der Nähe ist. 

Oder ob er vielleicht ganz glücklich damit ist wenn er Adam ein bisschen länger als nur im Büro um sich hat. 

Sie fahren getrennt zu Leo, da Adam ja theoretisch nach dem Bier wieder nach hause fahren muss. 

Zwanzig Minuten später lümmeln sie auf der Couch, direkt nebeneinander statt an den entgegengesetzten Enden, Schulter an Schulter. Ihre Beine sind ausgestreckt sodass die Füße auf dem Couchtisch liegen. Auf Leos Oberschenkel steht eine Schale Erdnüsse und sie haben beide das versprochene Bier in der Hand. Auf dem Fernsehbildschirm flimmert irgendein Film auf den Adam sich nicht konzentrieren kann. 

Jetzt, wo er neben Leo sitzt, fährt sein Körper runter und entspannt. Die Mischung aus dem vertrauten Geruch und der Wärme neben sich, der Ruhe die sein Kumpel ausstrahlt, macht ihn fast schon schläfrig. 

Vor allem nach der letzten Nacht im Hotel in der er fast nicht schlafen konnte. 

Irgendwann fällt sein Kopf auf Leos Schulter. Als das zum ersten Mal passiert ist, hat er sich noch entschuldigt, sich gezwungen wieder gerade zu sitzen, aber Leo stört es nicht. 

Beim zweiten Mal hat er keine Minute gezögert und sich selbst gegen Adam gelehnt und leise gedöst bis der Film vorbei war. 

Jetzt ist es nicht anders und mit einem leisen Lächeln gestattet Adam der Müdigkeit ihn zu übermannen. Sein letzter Gedanke bevor bei ihm die Lichter ausgehen ist, dass er morgen früh am liebsten in Leos Bett aufwachen würde statt auf der Couch unter der Kuscheldecke die über der Rückenlehne hängt.